Kennst du das auch? Du hast einen Konflikt und traust dich nicht diesen anzusprechen oder weißt nicht, welche Worte du für eine Streitbeilegung einsetzen sollst. Daher gehst du der Situation lieber aus dem Weg und ignorierst die Auseinandersetzung.
Vielleicht denkst du auch, dass die Auseinandersetzung mit deinem Gegenüber schon von allein verschwinden wird.
Wie oft hast du so schon die Situation verbessert? Noch nie!
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du mittels Mediation und dem passenden Mediationsverfahren zukünftig Spannungen erfolgreich lösen kannst!
Das erwartet dich in diesem Beitrag:
- Wie entsteht ein Konflikt?
- Was ist Mediation?
- Was kann ich für eine Konfliktbeilegung tun?
- Wie kann eine Konfliktlösung ablaufen?
- Mediation im Sport
Steigen wir mit einem Beispiel eines meiner Klienten ein. Dieser arbeitet im Einzelhandel und es kam immer wieder vor, dass er vorgegebene Deadlines nicht einhalten konnte.
Sein suboptimales Zeitmanagement sorgt immer wieder dafür, dass mein Klient unbezahlte und nicht abbaubare Überstunden aufbauen musste. Sobald er einmal „Nein“ sagte, wurde ihm das zum Verhängnis – und man übertrug ihm fortan nur noch Arbeiten, die keiner sonst erledigen wollte. Anstatt Ihn zu dem Grund für das „Nein“ zu befragen, wurde nicht auf seine Wünsche sowie Bedürfnisse eingegangen. Stattdessen wurde er angeschrien und auf seine „Fehler“ aufmerksam gemacht.
Bei meinen Klienten entstand das Gefühl, unfair behandelt zu werden. Es dauerte nicht lang, und seine innerliche Kündigung war entschieden. Mein Klient traute sich nicht, den offenen Streit anzusprechen. Zum einen aus Angst vor drohender Arbeitslosigkeit – und zum anderen, weil er auch nicht wusste, wie er seine Probleme gegenüber den Vorgesetzten ansprechen solle. Stattdessen war mein Klient oft krank und der Arbeitgeber musste anderen Arbeitskräfte weitere Überstunden aufhalsen, wodurch noch mehr Konfliktpotential entstand.
„Wenn einer ein Thema hat, dann haben alle das Thema.“
Konflikte lösen geht nur gemeinsam, dass ist die Lösung:
Eine nachhaltige Konfliktbeilegung kann in vielen Fällen nicht ohne externe Hilfe erzielt werden. Diese externe Hilfe sollte aber nicht ein Richter sein, der durch eure Anwälte mit der Streitbeilegung beauftragt wird, denn dies ist mit hohen Kosten und einem hohen Zeitaufwand verbunden.
Hast du schon mal etwas von Mediation oder Mediationsverfahren gehört? Hierbei erarbeiten die Konfliktparteien in enger Kommunikation zusammen Lösungen, mit denen am Ende alle Parteien zufrieden sind. Die Aufgabe der Mediatoren ist es dabei, euch strukturiert auf dem Weg zu einer nachhaltigen Lösungsfindung zu begleiten.
Durch die Mediatoren wird immer eine WIN – WIN Situation angestrebt – im Gegensatz zu einem gerichtlichen Verfahren, in dem ein Loose – Win oder sogar Loose-Loose Ergebnis eher die Regel als denn die Ausnahme darstellt.
Was ist Mediation?
Eine Mediation ist ein Verfahren zur Konfliktbeilegung. Eine neutrale Person, der Mediator, vermittelt zwischen den Parteien und unterstützt bei der Entwicklung einer gemeinsamen Lösung.
Das Mediationsverfahren bietet dir die Möglichkeit, Streitigkeiten oder Auseinandersetzungen außergerichtlich, höchst vertraulich, selbstständig und respektvoll beizulegen.
Das bedeutet, dass die Mediation dich dabei unterstützt, die Gegenseite zu verstehen und auf gewisser Weise auf sie zuzugehen.
Wichtig dabei zu wissen ist, dass du niemals als Verlierer aus der Mediation raus gehst! Voraussetzung für ein erfolgreich abgeschlossenen Mediationsverfahren ist, dass beide Parteien die Konfliktbeseitigung gemeinsam anstreben.
Jede Mediation orientiert sich entlang einiger Grundsätze, die beachtet werden sollten.
Die Grundsätze der Mediation
Freiwilligkeit
- Keiner der Parteien sollte sich gezwungen fühlen, an dem Mediationsverfahren teilzunehmen. Beide Parteien sollten sich auf den Prozess einlassen – immer mit dem Ziel, das bestmögliche Ergebnis zu erarbeiten.
Vertraulichkeit
- Vertrauen ist unabdingbar für eine gewinnbringendes, rundum erfolgreiches Mediationsverfahren. Vertrauen sollte einerseits in die involvierten Mediatoren, andererseits auch in den Prozess und natürlich auch in alle Beteiligten gesetzt werden. Es ist daher für alle Parteien am besten, wenn man sich gleich zu Beginn der Mediation darüber äußert, ob die Bereitschaft vorhanden ist, sich gegenseitig Vertrauen zu schenken.
Kooperationsbereitschaft
- Um das bestmögliche Ergebnis und eine zufriedenstellende Konfliktbeilegung zu erzielen, ist es von Vorteil, wenn man sich auf eine Kooperation einlässt und nicht nur seine Sicht und seinen Willen vertritt. Das heißt, man sollte bereit sein, eine gemeinsame Lösung zu finden.
Offenheit
- Offen gegenüber der Mediation, aber auch offen für die Gedanken und Gefühle des anderen sein, ist unverzichtbar für eine erfolgreiche Streitbeilegung. Aber alle Parteien sollten auch offen sein, was den Ausgang des Verfahrens anbelangt.
Akzeptanz
- Bei der Mediation ist es wichtig das sowohl dem Gegenüber als auch dem Mediator Akzeptanz geschenkt wird und sich alle beteiligten Parteien ohne Vorurteile auf die Konfliktbeilegung einlassen.
Wann ist eine Mediation sinnvoll?
Eine Mediation kann immer dann als Lösungsweg gewählt werden, wenn eine Auseinandersetzung festgefahren ist – aber kein rechtliches Verfahren eingeleitet werden soll.
Die Parteien stehen in einer Beziehung zueinander, die sie in Zukunft aufrechterhalten wollen oder müssen. Alle sind an einer Win-Win-Situation interessiert und bringen die Bereitschaft mit, im Rahmen einer konstruktiven Kommunikation eine gemeinsame Lösung zur Streitbeilegung zu finden.
Was ist ein Mediator?
Mediatoren haben eine klärende und unterstützende Funktion. Sie führen durch den Prozess der Mediation und fungieren dabei als eine Art Schiedsrichter. Mediatoren sorgen mit ihrer unterstützenden Kommunikation für einen fairen Austausch von Informationen zwischen den Parteien.
Mediatoren übernehmen die Rolle des unbeteiligten, sachlichen Dritten, der durch seine unparteiische Perspektive den beiden Streitparteien ermöglicht, ihren Konflikt auf einer Sachebene zu klären.
Dass es bei Streitigkeiten etwas emotionaler zugehen kann, ist vollkommen normal. Bei emotionalen Auseinandersetzungen greifen Mediatoren unterstützend ein und helfen den Streitparteien, eine vernünftige Lösung ihres Konfliktes zu finden.
Ablauf einer Mediation
Zu Beginn der Mediation wird ein erstes unverbindliches Gespräch mit dem Mediator geführt. Einerseits können die Parteien sich so über die Arbeitsweise des Mediators einen Überblick verschaffen und weiterhin alle Informationen zum Prozess erhalten. Auch die Frage, ob die beteiligten Parteien menschlich mit dem Mediator zusammenpassen, wird in der einführenden Kommunikation geklärt.
- Phase: Ihr regelt zuerst alle Rahmenbedingungen, unterzeichnet den Mediationsvertrag und besprecht gemeinsam eure Erwartungen und Wünsche.
- Phase: In diesem Schritt legt ihr gemeinsam zu klärende Schwerpunkte und Themen fest, welche in der Mediation besprochen werden sollen.
- Phase: Ihr startet mit einem Thema eure Wahl, hier ergründet ihr nun die dahinterliegenden Interessen und Bedürfnissen jedes einzelnen Beteiligten. Der Mediator unterstützt euch dabei, dass eure Sichtweise gehört wird und alle Interessen und Bedürfnisse auch sicher verstanden werden. Ein Perspektivwechsel kann neue Erkenntnisse und Einschätzungen bringen.
- Phase: Nun geht es darum praktikable Lösungsoptionen zu entwickeln, zu sammeln und zu bewerten.
- Phase: Gemeinsam entscheidet ihr, welchen Weg ihr zur Konfliktbeilegung einschlagen möchtet. Erfahrungsgemäß tauchen im Mediationsprozess oft ganz neue Ideen und Lösungen auf.
- Phase: Die Mediation endet mit der Überprüfung aller Schritte zur Konfliktlösung. Ihr erstellt eine verbindliche und einvernehmliche Abschlussvereinbarung. Alle Beteiligten tragen hierbei Verantwortung. Niemand verlässt den Platz als Verlierer.
- Phase: Eure Vereinbarung wird zu einem späteren Zeitpunkt nochmal kontrolliert und ggf. angepasst.
Wie lange dauert eine Mediation?
Das ist eine der häufigsten Fragen, die rund um das Verfahren gestellt werden. Fakt ist, bei einer Mediation handelt es sich um einen lebendigen Prozess, der allerdings einen jahrelang festgefahrenen Konflikt nicht auf Knopfdruck lösen kann. Deshalb sollten alle Parteien sich im Vorfeld im Klaren darüber sein, dass genügend Zeit für eine nachhaltige Lösung mitgebracht werden muss.
Dauer und Form der Mediation richten sich immer nach dem individuellen Konflikt, also der Anzahl der Beteiligten, der Konfliktursache und der Komplexität des Problems. Mediation spart Zeit und Geld im Vergleich zu Rechtsstreitigkeiten, die in der Regel mit Fristen in überlasteten Gerichten verbunden sind. Die Mediation kann, soll und wird eure zeitlichen und persönlichen Rahmenbedingungen berücksichtigen.
Kommunikationsmodelle helfen Konflikte zu verstehen
Unsere Lebensrealität zeigt es deutlich: Konflikte lassen sich nicht vollständig vermeiden – und nicht in jedem Fall ist eine juristische Klärung möglich oder zielführend.
Das oberste Ziel einer Mediation ist es, hinter die Positionen, die zu einem Konflikt beitragen, zu schauen. Für den „Blick hinter die Konflikt-Kulissen“ hilft das Eisbergmodell.
Ein geschulter Mediator unterstützt dabei, die nicht sofort sichtbaren Interessen und Bedürfnisse mit gezielten Fragen ans Tageslicht zu bringen. Nur wenn diese Informationen klar ersichtlich auf dem Tisch liegen, ist eine ganzheitliche Lösungsfindung möglich.
Wie entsteht eigentlich ein Konflikt?
Ein Konflikt entsteht, wenn gegensätzliche, nicht miteinander vereinbare Ziele, Interessen, Bedürfnisse oder Werte zusammenstoßen. Daher ist es zumeist so, dass Konflikte als destruktiv erlebt werden – und vermieden werden wollen.
Zurück zu unserem Einstiegs-Beispiel von unserem Mitarbeiter aus dem Einzelhandel. Hier lagen unausgesprochene Konflikte vor, da unterschiedliche Auffassungen über die erbrachte Leistung und eine mangelnde Kommunikation zu Missverständnissen führten. Dieser Konflikt sorgte für Gleichgültigkeit und schließlich zum Arbeitsausfall – und ganz viel Frustration.
Was hätte die Führung hier besser machen können?
Ein klärendes Gespräch hätte helfen können. In dem Gespräch hätten alle Beteiligten ihre Interessen in Anlehnung an das Eisbergmodell auf den Tisch legen können.
Die Mediation stellt eine langfristige Investition in ein Unternehmen dar. Denn mit dem Wissen um zielführende Streitbeilegungs-Methodiken werden Mitarbeiter und Vorgesetzte befähigt, auch in Zukunft Konflikte frühzeitig und professionell zu meistern. Das Arbeitsklima und die Mitarbeiterzufriedenheit werden durch eine optimierte Kommunikation verbessert und dadurch die gesamte Produktivität gesteigert.
Konflikte beeinflussen die Effizienz und senken die Leistungsbereitschaft jeder beteiligten Person. Bevor sich diese Faktoren auch in gesundheitlichen Einschränkungen, erhöhten Krankenständen und möglicherweise sogar mit innerer Kündigung bemerkbar machen, ist eine professionelle Konfliktlösung dringend angeraten und bietet allen Seiten nur Vorteile.
Arbeits- und Unternehmenserfolg hängen direkt von reibungslos funktionierenden Prozessen und Schnittstellen zwischen allen Beteiligten und Hierarchieebenen ab.
Mediation im Sport
Sand im Getriebe? Sportlicher Erfolg hängt nicht unwesentlich von optimal funktionierenden Prozessen ab.
Konflikte lassen im Sport nicht nur die notwendige Effizienz sinken, sondern beeinträchtigen permanent auch die Leistungsbereitschaft und -fähigkeit der Sportler und Sportlerinnen.
Sport ist eines der großen Themen unserer Zeit. Sport begegnet uns in vielfältigsten Formen in unserem Leben. Genauso divers zeigen sich auch die Konflikte zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen, die den sportlichen Erfolg negativ beeinflussen. Ein Mediator als allparteilicher, neutraler Vermittler bietet eine wertschätzende und professionelle Hilfestellung zu den nachfolgenden Konfliktfeldern des Sports:
- Sportler*innen und Trainer*innen
- Schiedsrichter*innen
- Angehörige von Sportler*innen
- Vereine und Verbände
- Mitglieder
- Fans
- Anwohner*innen
- Presse- und Medienvertreter*innen
- Ehrenamtliche und Hauptamtliche
Mögliche Streitthemen können sein:
- Leistung und Konkurrenz
- Trainingsgestaltung und Aufstellung
- Finanzen, Beiträge und Vergütung
- Kommunikation und Darstellung in der Öffentlichkeit
- Kultur und Teamgeist
- Physische und psychische Gewalt
Was macht ein Mediator im Sport?
Er entlastet die Konfliktparteien im Prozess des Streitens, gibt Struktur und
unterstützt bei der Lösungsfindung. Der Mediator bietet die Gelegenheit, in neutraler Umgebung Meinungen, Gedanken und Gefühle auszusprechen. Dabei wird unabhängig, diskret und allparteilich gearbeitet.
Fazit
In rein gerichtlichen Auseinandersetzungen spielen zwischenmenschliche Beziehungen und Ihre individuellen Wertmaßstäbe so gut wie keine Rolle. Anders in der Mediation: hier werden genau diese Unterschiede herausgearbeitet. Dadurch können für alle Parteien gewinnbringende und nachhaltige Lösungen entstehen.
Mediation ist ein strukturiertes und freiwilliges Verfahren, dass Konfliktparteien bei der Lösung von Streitigkeiten unterstützt. Der Mediator ist niemals parteiisch, sondern begleitet neutral und ohne Wertung auf dem Weg zur Konfliktbewältigung. Bei der Lösungsfindung ist es wichtig, dass alle Bedürfnisse, Ziele und Werte berücksichtigt werden.
Das Mediationsverfahren hat das Ziel, eine Win – Win Lösung zu kreieren. Dadurch kann jede Partei zufrieden aus dem Prozess herausgehen – und in Zukunft dem Gegenüber wieder in die Augen schauen können, ohne irgendwelche negativen Gefühle dabei verdrängen zu müssen.
Mediation wird in vielen Bereichen angewandt. Konflikte sind vielfältig. In jedem Konflikt liegt ein Schatz, diesen gilt es zu finden. Denn nur wenn der Schatz gefunden wird, entstehen langfriste und zufriedenstellende Lösungen.
Als erfahrener Mediator begleite ich Sie verantwortlich und einfühlsam in Zweier- oder Gruppenmediationen. Wir analysieren gemeinsam das Konfliktgeschehen und entwickeln im Rahmen der Mediation zusammen den Weg, Konflikte einvernehmlich zu lösen. Das Ziel sind nachhaltig funktionierende Arbeitsabläufe, die Beilegung von Streitigkeiten und die Vermeidung von teuren und langfristigen Rechtsstreitigkeiten.
Autor: Verhandlungsexperte und Mediator – Falko Nowak
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